Aktuell wirft ein bereits mehr als 20-Millionen-fach angeklicktes YouTube Video die essenzielle Frage auf, ob wir durch den immer weiter voranschreitenden technischen Fortschritt nicht letztendlich vereinsamen? Der Brite Gary Turk entwickelte und produzierte das knapp 5 Minuten lange Video. Ob er damit wirklich einen Nerv der Generation Twitter, Facebook und Co trifft, bleibt eher fraglich. Einsam trotz 1.000 Facebook Freunde, massenhaft Chatprotokolle aber doch nichts gesagt? Ist das denn wirklich so? (Anmerkung der Reaktion: Muss nicht sein – einfach andronews auf Google Plus, Twitter oder Facebook folgen!)
Always on – oder doch nicht?
Turk trägt in seinem Video untermalt von einer melancholischen Gitarren-Melodie ein Gedicht vor und unterlegt dies mit verschiedenen Szenen des Alltagslebens. Das Bild des permanent auf das Smartphone starrenden Individuums wird dabei so deutlich überzeichnet, dass es schwer fällt, objektiv zu reflektieren. Kann man wirklich von einer Entsozialisierung der Gesellschaft sprechen, nur weil sich unser Kommunikationsverhalten verändert hat? Verpassen wir tatsächlich so viel von der „realen Welt“ durch die Bindung an die digitale? Gab es diese Vorurteile nicht bei jeder neuen Technikgeneration, die in unsere Haushalte einzog? Früher saßen eben alle mit einer Zeitung oder dem Walkman in der Bahn, heute jeder mit seinem Smartphone. Mit einem großen Unterschied: Die meisten nutzen ihr Mobile Device zur Kommunikation. Zur Kommunikation mit ihren Freunden und Bekannten, für die, zwischen stressigem Job und Haushalt, kaum Zeit bleibt. Zeit ist ein kostbarer Faktor, will man neue Menschen kennenlernen gibt es dafür das Nachtleben.
Modernes Kommunikationsverhalten der Generation X
Würde die Menschheit wie verblödete Affen auf ihre Smartphones starren, um sich dabei lustige Katzenvideos auf YouTube in Endlosschleife anzusehen, wäre die Gesellschaftskritik des Briten vielleicht noch berechtigt. Das machen aber die wenigsten. Die meisten kommunizieren mit ihrem Mobile Device und Kommunikation ist der Schlüssel einer funktionierenden Gesellschaft und das beste Mittel gegen Einsamkeit. Die jüngere Generation hat diese Verhaltensweisen bereits tief verinnerlicht. Das Smartphone ist ein relevanter Lebensbegleiter geworden und die entscheidende Kommunikationszentrale. Aber auch diese Generation weiß bereits sehr genau, wann es an der Zeit ist, das Smartphone zur Seite zu legen und sich attraktiven „Offline-Aktivitäten“ zu widmen. Nur eben nicht in der U-Bahn oder beim Warten auf den nächsten Bus. Oder mit Gary Turk. Es mag ja sein, das Turk große Probleme in dieser Entwicklung sieht, aufhalten wird er die globale Vernetzung nicht mehr. Turk gehört eigentlich einer Generation an, die den Anschluss ans digitale Medien-Zeitalter live miterlebt hat. Leider ist er anscheinend irgendwo auf der Strecke geblieben.